Pressestimmen - "Versus"

Kleine Zeitung, Martin Gasser, 21.1.25

Es ist eher selten, dass ein zeitgenössisches Werk bei einem Publikum, das an neue Klänge eher nicht gewöhnt ist, auf so viel Gegenliebe stößt wie „Versus“. Das ist der Beiname des Cellokonzerts von Marcus Nigsch. Der Vorarlberger zeigt dabei die lange vergessenen Tugenden von solchen Instrumentalkonzerten: Es verknüpft Virtuosität mit Melos und einer sinnlichen Lust daran, die klanglichen Möglichkeiten des Instruments ins beste Licht zu stellen.

Der Cellist Kian Soltani begeisterte mit wunderbar kraftvoll-farbigem Sound und Präzision und bedankte sich für den Jubel des Musikvereinspublikums mit einem folkloristischen „Feuertanz“, der mit zahlreichen östlichen Musikfinessen gespickt war.

Schwäbische, Lindauer, Gränzbote & NEUE, Katharina von Glasenapp, 26.1.25

Virtuoses und Sinnliches in die Finger komponiert

Kian Soltani, der in Bregenz geborene charismatische Cellist mit persischen Wurzeln, genießt seine Auftritte in der Heimat. Nun war er zum ersten Mal gemeinsam mit den Wiener Symphonikern auf ihrer jährlichen Bundesländertournee im Rahmen der Meisterkonzerte im Festspielhaus und brachte dazu das Cellokonzert des Feldkircher Komponisten Marcus Nigsch mit: ein umjubeltes Ereignis!

Nigsch hat Soltanis Klang auf dem wunderbaren Stradivari-Cello, das ihm von einer Stiftung zur Verfügung gestellt wird, intensiv nachgelauscht, nach vielen gemeinsamen Gesprächen und freundschaftlichen Begegnungen hat er ihm das facettenreiche Konzert in die Finger und das Instrument geschrieben: auf einen scharfen Akkord des großen Orchesters setzt Soltani mit einer ausgedehnten Solopassage bis hinein in höchste Lagen ein, Solist und Orchester begegnen sich in einem „heroischen“, ironisch gebrochenem Marsch.

Das Konzert „Versus“ ist gut hörbar, musikantisch, der Solist ist bald Gaukler, bald strahlende Leitfigur und immer im Dialog mit den verschiedenen Orchestergruppen. Im langsamen Satz verschmelzen Solist und Orchester in einem sinnlichen Klang, mit vertrackten Rhythmen und einem hochvirtuosen Solopart entwickelt sich das Finale zu einem Tanz auf dem Vulkan. Nach einer von Wien über Graz und Salzburg nach Bregenz führenden Tournee sind Orchester, Soltani und Patrick Hahn bestens aufeinander eingespielt und genießen den Beifall des Publikums.

Krone, Anna Mika, 27.1.25

Das Wintergastspiel der Wiener Symphoniker im Bregenzer Festspielhaus war dank Komponisten Marcus Nigsch und Cellisten Kian Soltani ein echtes Großereignis.

Gefeiert schon vor zehn Tagen bei der Uraufführung im Goldenen Saal des Musikvereins, dann eine Serie von Erfolgen bei den  Bundesländergastspielen in Graz und Salzburg, mündete diese Serie schließlich in „Standing Ovations“ in Bregenz. Sie galten natürlich dem charismatischen Kian Soltani, der sich im Spitzenfeld der internationalen Cellostars bewegt und der in seinem Spiel eine Sensibilität und ein Klangfarbenreichtum zutage legt, die ihresgleichen suchen. Sie galten aber vor allem Marcus Nigsch, der die Quadratur des Kreises geschafft hat und ein Werk vorgelegt hat, das allen Anforderungen eines klassischen Solokonzertes gerecht wird – bei großer Orchesterbesetzung – und dennoch höchst eigenständig und unverwechselbar daherkommt. Bei aller handwerklichen Fertigkeit empfindet man hier nichts als konstruiert, sondern tief empfunden. Und so nimmt es das Publikum wahr, als berührendes, zu Herzen gehendes Stück. Vielleicht ist der Titel „Versus“ so zu deuten, dass es zwei gegensätzliche Seiten eines, sagen wir Gefühls, gibt. Die eine ist hart, marschiert zackig daher, die andere ist das „Lichtthema“, wie Kian Soltani zu Beginn erklärt hat. Dieses zieht sich in unverrückbarem Optimismus durch die ganzen drei Sätze. Was für eine Botschaft in unseren schwierigen Zeiten.

Vorarlberger Nachrichten, Andreas Marte, 27.1.25

Cellokonzert von Nigsch krönte den Abend

Höhepunkt war die (Anm. Vorarlberger) Uraufführung des ersten Cellokonzerts von Marcus Nigsch. Mit einem kraftvollen, perkussiven Eröffnungsschlag setzte das Werk ein markantes Zeichen, das die Dramaturgie von Anfang an bestimmte. Der immer wieder, teils akkordisch, aufgegriffene Impuls forderte vom Solisten eine intensive Gestaltung der melodischen Linien und die Bewältigung technisch anspruchsvoller Passagen.

Der bewusste Kontrast zwischen Kian Soltani und den Wiener Symphonikern, die das Werk anlässlich des 125-jährigen Bestehens in Auftrag gegeben hatten, erzeugte eine faszinierende Spannung.

Das dreisätzige Werk begann mit einem heroischen Marsch, dessen Spannung sich stetig steigerte, bis ein zweutes Thema, das sogenannte Lichtmotiv, in zarten Streichern aufleuchtete. Dieses Motiv, das schlichten Optimismus ausstrahlte, zog sich wie ein roter Faden durch den gesamten ersten Satz und gipfelte schließlich in einer orchestralen Feier. Im leidenschaftlichen zweiten Satz entfaltete sich ein berührender Dialog zwischen Cello und Orchester, der von großer emotionaler Intensität getragen wurde.

Das Finale gestaltete sich als packender Wettstreit, in dem das Lichtmotiv ein letztes Mal in voller Strahlkraft zurückkehrte – diesmal vom gesamten Orchester getragen und zu einem triumphalen Abschluss geführt. Der euphorische, fast ekstatische Schlusspunkt unterstrich die innovative Klangdramaturgie und die inspirierte Gestaltungskraft der Komposition. Nigschs Konzert war nicht nur der Höhepunkt des Abends, sondern auch ein eindrucksvoller Beweis für das Talent des Vorarlberger Komponisten, dessen Wechsel von der Popmusik zur Klassik eine echte Bereicherung für die zeitgenössische Musik darstellt.

Die Presse, Walter Dobner, 16.1.25

Uraufführung im Musikverein: Kian Soltanis Cello glüht. Jubel für ein neues Cellokonzert von Marcus Nigsch

Und dabei auch eine zyklische Idee verwirklicht. Denn das sich stufenweise entwickelnde „Lichtmotiv", wie Komponist und Solist den dominierenden thematischen Einfall des Stirnsatzes unisono bezeichnen, kehrt in variierter Form im breit ausgeführten Finale wieder.

„Beats" hat Nigsch diesen tänzerischen Satz voller Überraschungen genannt. Variantenreich präsentiert sich freilich schon der Stirnsatz, „Steps" ".

Darin stehen sich der Solist und das mit zahlreichem Schlagwerk besetzte Orchester zuweilen in kämpferischer Manier gegenüber. Deshalb hat Nigsch seinem Konzert auch den Beinamen „Versus" gegeben. Der Solist lässt sich von diesen Angriffen seiner Begleiter kaum beeindrucken, spinnt brillant seine Linien, um sie im unmittelbar daran anschließenden zweiten Satz, „Lines", mit berückender Kantabilität gefühlvoll fortzuführen. In Summe: großes Kino. Virtuos und mit subtiler klanglicher Finesse stellte sich Kian Soltani den Herausforderungen dieser auch technisch höchst anspruchsvollen Novität.

Der Standard, Ljubiša Tošić, 16.1.25

 

Im Musikverein Wien wurde Marcus Nigschs stiloffenes Cellokonzert uraufgeführt

…gab es zum neuen Cellokonzert von Marcus Nigsch eine winzige verbale Einführung. Solist Kian Soltani führte kurz durch das dreisätzige Werk. Seine Schilderung verhinderte allerdings keinesfalls jene Überraschung, die sich durch den heftigen perkussiven Eröffnungsschlag einstellte. Selbiger sollte den Solisten im weiteren Verlauf noch einige Male (auch in Akkordform) bei seiner impulsiven, vibratoprallen Verfertigung der Kantilenen und Schnellläufe bedrängen.

Dieser Kontrast zwischen Solist und Wiener Symphoniker, die das Werk (mit der Gesellschaft der Musikfreunde) zu ihrem 125. Geburtstag in Auftrag gegeben hatten, ist ein bewusst gesetzter Teil der Dramaturgie. Dennoch wirkte das ruppige Intervenieren des Orchesters bisweilen – programmatisch zwar einleuchtend – rein musikalisch aber etwas aufgesetzt. Am stärksten kam das undogmatisch weltoffene, das Tonale wie das Freitonale aktivierende Werk zum Schluss hin zu sich. Nach romantischen, bisweilen etwas gefühligen Instrumentalgesängen des tadellosen Solisten fand man im linearen Furor quasi zu einer gemeinsamen, versöhnten Stimme. Hier merkte man die kompositorische Könnerschaft ganz besonders.

 

Kultur Online, Martina Pfeifer Steiner, 29.1.25

 

Ein Cellokonzert, komponiert von Marcus Nigsch im Auftrag der Wiener Symphoniker zum 125-Jahre-Jubiläum, für einen Star der Szene, Kian Soltani, aufgeführt bei den Bregenzer Meisterkonzerten, unter der Leitung des jungen Dirigenten Patrick Hahn, wurde zum erwarteten großartigen Ereignis.

Schon 2021 hatte der Feldkircher zur 75-Jahr Feier der Bregenzer Festspiele einen prestigeträchtigen Kompositionsauftrag bekommen, das Werk wurde von den Wiener Symphonikern – Festspielorchester in Residence ­– uraufgeführt. Und auch für deren Geburtstag war Nigsch also erste Wahl. Nicht Klangexperimente faszinieren den Komponisten, sondern die Emotion in der Musik.

Marcus Nigsch hat das Cellokonzert quasi auf Kian Soltani und sein Instrument – ein wunderschönes Stradivari-Cello, das ihm von einer Stiftung zur Verfügung gestellt wird – hingeschrieben. Die beiden kennen sich schon lange, und es verbindet sie auch die Vorliebe für genreübergreifende Musik. Da wurde ausführlich an Details getüftelt.

Manchmal erklingen Dialoge zwischen dem Orchester und dem Solisten. Dann nimmt er Motive auf und gibt sie weiter. Dann ringen sie miteinander. Der Solist taucht ein und das Orchester rollt über ihn hinweg.

 „Das Konzert will nichts anderes als verständlich sein.“ Mit Steps – Lines –Beats sind die drei Sätze des Cellokonzerts „Versus“ übertitelt. Nigsch scheut nicht davor Melodien erklingen zu lassen, scharf fährt das Orchester dazwischen, dann wieder Schwelgen, bildreiche Geschichten musikantisch erzählt …

„Das Ein- und Aussteigen von der Tonalität in die Atonalität hinein und umgekehrt interessieren mich. Im Vordergrund steht der Fluss in der Musik“, wird der Komponist im Programmheft zitiert. Virtuos am Cello, Kian Soltani, seine Bühnenpräsenz bewegt, der Sound ist berauschend.

Marcus Nigsch