Konzert für Violoncello No. 1 "VERSUS"
Sein erstes Cellokonzert komponiert Marcus Nigsch im Auftrag der Wiener Symphoniker und des Wiener Musikvereins. Die Zusammenarbeit fußt auf dem großen Erfolg, den der Komponist mit seinem Orchesterwerk „In freier Natur, eine Schwärmerei“ bei den Bregenzer Festspielen 2021 feiern konnte.
Von der Uraufführung war auch der Intendant der Wiener Symphoniker begeistert, weil dieses Werk so viele Facetten habe, wofür das Orchester heute stehe: „Klassik, Unterhaltung, sehr viele genreübergreifende Momente finden sich in dem Werk – und alles auf höchstem Niveau“, erzählt Jan Nast.
Als nun anlässlich der 125-jährigen Jubiläumssaison der Wiener Symphoniker Kompositionsaufträge vergeben wurden, stand Marcus Nigsch ganz oben auf der Wunschliste. „Da ich immer darauf aus bin, österreichische Künstler:innen zu fördern und mit den Wiener Symphonikern zu präsentieren, war es sehr schnell klar, dass wir ihn beauftragen. Schnell wussten wir auch, dass wir Marcus Nigsch mit der Gattung Solokonzert konfrontieren wollen“, erzählt der Intendant.
Der Weg zum Weltklassecellisten Kian Soltani, der ebenfalls aus Vorarlberg stammt, war nicht weit. Seit langem kennen sich der Komponist und der Musiker und beide verstehen sich in ihrem künstlerischen Tun als Brückenbauer: Grenzen zwischen den Menschen, den Generationen, den Kulturen sollen überschritten und überwunden werden. Überdies teile Kian Soltani mit Marcus Nigsch die Liebe zu Pop, Soul und Jazz, unterstreicht Jan Nast und formuliert seine Wünsche für das neue Werk. „Vor vielen Jahren hat Friedrich Gulda ein Cellokonzert geschrieben, das Grenzen gesprengt hat. Das hatte ich im Hinterkopf. Daher war der Auftrag an Marcus Nigsch, ein Werk zu schreiben, das Grenzen überschreitet und für diesen großartigen Cellisten komponiert ist.“
Die Musik soll verständlich sein
Eine Überlegung, die Marcus Nigsch während der kompositorischen Arbeit beschäftigt hat, kehrt Aspekte unseres momentanen gesellschaftlichen Lebens an die Oberfläche. „In unserer Gesellschaft ist die Gegensätzlichkeit inzwischen das Nonplusultra“, gibt der Komponist zu bedenken. „In den sozialen Medien beispielsweise, gibt es nur noch Gegenüberstellungen, es gibt nur noch links oder rechts, aber keine Mitte, keine Farben, nur schwarz oder weiß“. Diese Ausgangsgedanken lenkten den kompositorischen Prozess wesentlich. Innerhalb der drei Sätze des symphonisch angelegten Konzertes mischen sich die Parameter. „Manchmal erklingen Dialoge zwischen dem Orchester und dem Solisten. Dann nimmt er Motive auf und gibt sie weiter. Dann ringen sie miteinander. Der Solist taucht ein und das Orchester rollt über ihn hinweg. Das Konzert will verständlich, verbindend und vielleicht auch versöhnlich sein.“, erklärt Marcus Nigsch.
Das genreübergreifende musikalische Denken verbinden den Komponisten und Kian Soltani. Dieser stammt aus einer persisch-österreichischen Familie und so könnte es naheliegend erscheinen, mit musikalischen Idiomen aus dem europäischen und arabischen Kulturkreis zu spielen. Doch derartige Verbindungslinien sind nicht in die Musik eingeflossen.
Patrick Hahn ist Dirigent. Außerdem auf dem Programm: Tschaikowskis schwungvolle 5. Symphonie und Michael Glinkas Ouvertüre zu „Russland und Ludmilla“.
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