Rettet Das Dorf

NEU ! AB 28. FEBRUAR 2020 IM KINO

AT 2020 - 90 min. Dokumentation - Produktion: Nikolaus Geyrhalter Film

Regie: Teresa Distelberger - Buch: Teresa Distelberger - Kamera: Niko Mayr - Schnitt: Christoph Loidl, Max Kliewer;

Die Bilder eines Dorflebens mit einem zentralen Platz, der Bäckerin, dem Fleischer, dem ortsnahen Bauernhof, sind in einer mitteleuropäischen dörflichen Realität kaum mehr anzutreffen.

Doch sind die Dörfer wirklich dem Untergang geweiht? Schließlich träumen viele Menschen von einem Leben auf dem Land oder wollen „ihren“ Ort niemals verlassen.

RETTET DAS DORF erforscht die Hintergründe des Dorfsterbens und zeigt neue Potentiale dörflichen Lebens in unserer globalisierten Welt.

Musik komponiert und orchestriert von Marcus Nigsch
Aufgenommen und gemischt im Cube8, Feldkirch (A)

Violinen: Monica Tarcsay, Gyöngyi Ellensohn
Viola: Karoline Kurzemann-Pilz
Violoncelli: Bianca Riesner, Fabian Jäger
Kontrabass: Miro Kanta
Piano: Marcus Nigsch
Klarinette, Bassklarinette: Levent Ivov
Gitarren, Banjo: Andreas Mira
Percussion: Arthur D.
Programmierung und Elektronik: Lars Oskar Serilli

Soundtrack auf Amazon und iTunes.

Kritiken:

ray Filmmagazin 03/2020

Ein inspirierender Dokumentarfilm, der Mut macht und Hoffnung gibt

Es gibt Filme, die kommen ganz unscheinbar daher und sind in Wirklichkeit einer der wichtigsten Beiträge auf unserem Weg in eine bessere Zukunft. Teresa Distelbergers erster Langdokumentarfilm Rettet das Dorf ist so einer. Nach “Die Zukunft ist besser als ihr Ruf” zeigt die junge Regisseurin einmal mehr nicht nur Problemfelder auf, sondern beleuchtet auch konkrete Möglichkeiten, die Realität von morgen mitzugestalten. “Rettet das Dorf” widmet sich, wie der Titel bereits vermuten lässt, Österreichs Dörfern. Seit Jahrzehnten sinkt die Bevölkerungszahl im ländlichen Raum – Schulen, Geschäfte und Gasthäuser schließen, bis keine Infrastruktur mehr vorhanden und das Dorf tot ist. So sterben nach und nach ganze Dörfer aus – und die Landflucht hält weiter an. Doch sind die Dörfer wirklich dem Untergang geweiht? Teresa Distelberger schaut genauer hin und unternimmt eine Forschungsreise zu Absiedelungstendenzen, dem Strukturwandel in ländlichen Regionen und Zukunftsvisionen dörflichen Zusammenlebens in einer globalisierten Welt.

Sie porträtiert engagierte Dorfbewohner und Dorfbewohnerinnen, die für ihr Dorf kämpfen, es zukunftsfähig machen und mit ihren Ideen weiterleben lassen. Durch diese Charaktere und gemeinsam mit ihnen versucht Distelberger Antworten zu finden auf die vielen Fragen, die das Thema aufwirft: Wie kann man das erhalten und festigen, was ein Dorf lebendig und attraktiv macht? Wie lässt sich die Landflucht aufhalten oder sogar umkehren? Welche Vorzüge und Qualitäten hat ein Dorf im 21. Jahrhundert zu bieten? Und welche Potenziale bergen Dörfer für Städter, die auf der Suche nach mehr Lebensqualität sind?

Die malerischen, von Kameramann Niko Mayr eingefangenen Bilder der österreichischen Dörfer und der sie umgebenden Natur machen es dabei fast unmöglich, sich nicht (einmal mehr) in das Ländle zu verlieben und gleichzeitig eine unendliche Traurigkeit zu verspüren. Marcus Nigschs subtiler Score – eine Mischung aus wehmütiger Melancholie und zaghaftem Hoffnungsschimmer – legt sich wie ein weicher, tragender Teppich unter diese Bilder und ermöglicht es so dem Publikum, tiefer einzutauchen und stärker zu spüren, worum es hier wirklich geht. Teresa Distelberger ist übrigens einer jener Menschen, die von der Stadt wieder aufs Land ziehen wollen: Gemeinsam mit 44 anderen Erwachsenen arbeitet sie am Aufbau der Auenweide, einer alternativ finanzierten, ökosozialen Wohn-Siedlung in der niederösterreichischen Marktgemeinde Sankt Andrä-Wördern, wo Modelle für das Zusammenwohnen und -leben der Zukunft erprobt werden. (Ines Ingerle)

Der Standard

Dokumentarfilm "Rettet das Dorf": Lösungen für die Landflucht

Regisseurin Teresa Distelberger zeigt, dass der Wandel von einer landwirtschaftlichen hin zu einer digitalen Gesellschaft ein Vorteil für ein Dorf sein kann

"Wegen der frischen Luft alleine zieht niemand aufs Land." Teresa Distelberger ist in Herzogenburg in Niederösterreich aufgewachsen und hat den Wandel selbst miterlebt: 40 Prozent aller österreichischen Gemeinden schrumpfen, der Hauptgrund dafür ist Abwanderung. In ihrem ersten Langdokumentarfilm Rettet das Dorf schafft die Regisseurin ein Bewusstsein für das Problem Landflucht und hat neun Protagonisten gewählt, die Lösungen dafür bieten.

Das Dorf als attraktiver Lebensraum

Die Schuldirektorin Brigitte Jandrisevits setzt sich beispielsweise für den Erhalt ihrer Schule ein, obwohl diese nur mehr zehn Schüler unterrichtet. Gudrun Oberkofler, deren Kinder selbst in die Stadt abgewandert sind, sucht nach einem Nachfolger für ihr Lebensmittelgeschäft. Heidelinde Schuberth ist als Landärztin in die leerstehende Hauptschule gezogen, die zu einem Ärztezentrum umgebaut wurde. Die Unternehmerin und Dorfaktivistin Theresa Steininger wiederum wählte für ihre Firma ein verwaistes Wirtshaus und wagt den Schritt von Wien nach Gutenstein. Ein neuer Denkansatz: nicht nur die Bewohner halten zu wollen, sondern das Dorf als attraktiven Lebensraum für andere zu gestalten.

So zeigt Distelberger, dass der Wandel von einer landwirtschaftlichen hin zu einer digitalen Gesellschaft durchaus ein Vorteil für ein Dorf sein kann. Ein Umdenken muss dementsprechend ebenso auf politischer Ebene stattfinden. Ist ein Dorf einmal verwaist, dann zieht dort buchstäblich der Wald ein – auch das ergibt beeindruckende Bilder.

Distelberger hat einen sehr nahbaren Film mit sympathischen Protagonisten geschaffen. Da ist auch Platz für die Angst vor Vereinsamung. Selbst für überzeugte Städter zu empfehlen. (der standard/kst, 26.2.2020)

Vienna.at

Laut gängiger Klischeebilder bedeutet Dorf das kleine Glück, die Heimeligkeit der funktionierenden Gemeinschaft und das Gasthaus als deren Treffpunkt. Dem entgegen steht die Landflucht, fehlende Jugend und Arbeitsplätze, leere Geschäfte. Die Dokufilmerin Teresa Distelberger hat sich nun aus optimistischer Perspektive der Problematik angenommen und porträtiert Menschen, die mit ihren Ideen Perspektiven und Potenziale des Dorfs im dritten Jahrtausend aufzeigen.

Noch ist nicht alles verloren! So wie im Friaul, wo sich die Natur innerhalb weniger Jahre den von den Menschen aufgegebenen Siedlungsraum wieder zurückholt, muss es in Österreich nicht kommen. Teresa Distelberger zeigt in ihrem Dokumentarfilm "Rettet das Dorf" zwar auch die Konsequenzen des Dorfsterbens, konzentriert sich aber auf Wiederbelebungsinitiativen, die Mut machen.

Rettet das Dorf - Kurzinhalt zum Film

Vor drei Jahren hatte die 1981 geborene und in der niederösterreichischen Kleinstadt Herzogenburg aufgewachsene Filmemacherin in der Doku "Die Zukunft ist besser als ihr Ruf" gemeinsam mit Niko Mayr, Gabi Schweiger und Nicole Scherg sechs Menschen porträtiert, die der allgemeinen Krisenstimmung nicht mit Ohnmacht, sondern mit Tatendrang entgegentreten. Die Stoßrichtung hat sie beibehalten, das Thema jedoch fokussiert: Diesmal geht es um die Zukunft des ländlichen Raums.

Niko Mayrs Kamera nähert sich dem Dorfleben immer wieder aus der Vogelperspektive. So häufig sind bei diesen Kameraflügen breite Betonbänder von Straßen und Autobahnen zu sehen, dass man später mit Erleichterung Regionalforscher Michael Beismann dabei zusieht, wie er im komplett von seinen Bewohnern aufgegebenen friulanischen Riulade auf Hausmauern herumklettert, zwischen denen sich Bäume und Sträucher wieder breitgemacht haben. Die Versiegelung des Bodens ist in Österreich ein mindestens ebenso großes Problem wie das Dorfsterben. Und das eine hängt mit dem anderen zusammen.

Die Lebensmittelhändlerin Gudrun Oberkofler aus dem Lungau berichtet, dass sie mit einem Kollegen die Versorgung für eine Region sicherstellt, in der es früher 26 Nahversorger gegeben hat. Neuansiedlungen von Geschäften gibt es fast nur noch auf der sprichwörtlichen grünen Wiese, wo gleich auch ein großer Parkplatz betoniert wird. Nicht so in Stanz im Mürztal. Dort lässt der parteilose Bürgermeister Fritz Pichler im neuen Gemeindezentrum vorsorglich ein neues Geschäft errichten, denn der jetzige Nahversorger geht bald in Pension. Das Ortszentrum soll wieder attraktiver werden. Und im ebenfalls neuen Gemeinderatssitzungssaal lässt man die Parteipolitik am liebsten ganz draußen.

Rettet das Dorf - Die Kritik

"Rettet das Dorf" ist eine konventionell gemachte Doku, die sich auch im Fernsehen gut machen wird. Sie widmet sich deutlich lieber den Erfolgen als den Schwierigkeiten. Deswegen darf die Dorfaktivistin und "Wohnwagon"-Mitgründerin Theresa Steininger, die sich mit Firma und Mitarbeitern im niederösterreichischen Gutenstein niedergelassen hat, viel Optimismus verbreiten, sieht man dem Tiroler Jungunternehmer Christian Wolf beim Herstellen von schicken Holzbrillen (die wieder überwiegend in der Stadt verkauft werden) und dem Neo-Bergbauern Kaspar Nickel, seiner Frau und seinen Kindern beim Heuen über die Schulter. Diese Arbeit sei zwar anstrengend, mache aber glücklich, lautet sein Resümee.

Was braucht ein Dorf? Wirtshaus, Lebensmittelgeschäft, Schule, Kirche und Arzt. Eine burgenländische Landschule mit weniger als zehn Kindern wird im Film ebenso besucht wie eine Landärztin, die im Waldviertel täglich unzählige Kilometer zurücklegt, um ihre Patienten persönlich zu betreuen. Und statt den Gottesmann (viele Landpfarren sind heute vakant) lässt Distelberger einen EU-Beamten zu Wort kommen. Peter Kaltenegger ist Wochenendpendler und bricht jeden Montag mitten in der Nacht im Murtal auf, um rechtzeitig seinen Schreibtisch in der EU-Generaldirektion Landwirtschaft in Brüssel zu erreichen. Der Verlust der Vitalität im ländlichen Raum sei ein europaweites Phänomen, sagt er. Und: "Oft glaubt man, es müssen alle zusammenarbeiten. Das stimmt gar nicht. Es braucht zwei, drei Menschen, die bereit sind, mehr zu geben, als was sie geben müssten. Die wirklich brennen für eine Sache." Nach diesem Film sind es vielleicht zwei, drei mehr. (APA/Red)